Zum Grabmal von Vincenz Joseph Bracht auf dem Golzheimer Friedhof.
Auf dem ältesten Teil des Friedhofs, wo die Grabsteine noch dicht nebeneinander stehen ist, erhebt sich die Grabstele für den Geistlichen Vincenz Joseph Bracht. Sie wurde aus Sandstein in den Formen der Neugotik gestaltet und als Giebel einer gotischen Kirche nachgebildet. Das bekrönende Kreuz ist abgebrochen. Von einem Relief ist nur noch der Sockel erhalten.
Die Inschrift ist nur fragmentarisch erhalten. Dank der Inschriften-Forschungen des Heimatforschers Franz Frechen, die dieser 1938 in einem Verzeichnis festhielt, können wir sie ergänzen. Neben dem Namen und Lebensdaten werden die Stationen seiner Laufbahn als katholischer Geistlicher im Staatsdienst genannt:
Vinc. Jos. Bracht, geboren den 10. August 1771.
Canonicus zu Düsseldorf 1790. Priester 1791. Sindicus der bergischen Geistlichkeit 1799. Schulrath 1802. Regierungs- und Konsistorialrath 1816. Gestorben den (12.)ten Juni 1840
Das Denkmal des Gerechten und seine(r) Werke.
Bracht lebte in wechselvollen Zeiten, als die Regierung in Düsseldorf und dem Herzogtum Berg von den letzten pfälzischen Kurfürsten von München aus gelenkt wurde. Noch im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts wurde er nach einem Studium der Theologie in Köln und Bonn zum Priester geweiht.1799 wurden ihm die Ämter eines Sindicus der Bergischen Geistlichkeit und eines Schulrates übertragen.
Seit 1815 gehörten das Herzogtum Berg und die Hauptstadt Düsseldorf zu Preußen. Die Stadt und der Umkreis wurden Sitz eines Regierungspräsidenten der Preußischen Rheinprovinz. Düsseldorf hatte (innerhalb der Stadtmauern) am Anfang des 19. Jahrhunderts nur etwa 10.000 Einwohner, von denen ca. 8.000 Katholiken waren. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. hatte 1815, als er die Herrschaft in den Rheinlanden übernahm, den katholischen Untertanen versichert, dass er ihre Religion achten wolle. Trotz dieser feierlichen Zusicherung ergaben sich Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den katholischen Einwohnern. Bracht wurde in dieser Zeit in das Amt eines Regierungs- und Konsistorialrats berufen. Seine vorgesetzte Behörde war das Ministerium für geistliche Angelegenheiten in Berlin.
In diesen ersten Jahren unter der Herrschaft des preußischen Königs Friedrich Wilhelms III. wurden wesentliche Veränderungen im Kirchenwesen, Schulwesen und in der Kranken- und Armenpflege durchgeführt. An diesen großen Projekten wirkte Bracht mit, der es als seine Aufgabe sah, die Anliegen der Katholiken zu vertreten, darüber hinaus aber auch die Interessen des Staates zu vertreten. Sein oberstes Ziel war es, ein friedliches Zusammenleben der Konfessionen zu ermöglichen.
Einer seiner nachhaltigsten Projekte war die Mitwirkung an der Vollendung des Kölner Dombaus, für den er 1836 in einer Werbeschrift forderte: < Es sei uns der Dombau eine Gottes-, eine National- und eine Vaterlandssache.
Er war einer der Gründer des Kölner Dombauvereins. Den Beginn erlebte er nicht mehr.
Zu seinen erfolgreichen Projekten in Düsseldorf gehörten die Eröffnung einer Armenschule für 300 Kinder, die Einrichtung des Theresienhospitals in den Gebäuden des säkularisierten Carmelitessen-Klosters und die Umwandlung der ehemaligen Hofkirche in die dritte katholische Pfarrkirche St. Andreas, die dadurch vor dem Abriss bewahrt wurde.
Bracht starb 1840, dem Jahr, in dem Friedrich Wilhelm IV. von Preußen seinem Vater auf den Thron folgte und eine neue Epoche begann. Die von ihm gegründeten und geförderten Einrichtungen wirkten noch lange nach.
Auf dem Sockel seines Grabmals steht eine Widmung derer, die das Grabmal errichteten:
Seine uneigennützige Menschenliebe und rastlose Thätigkeit für das Wohl Anderer rechtfertigen diese Tränen seiner Brüder und zahlreichen Freunde.
Quellen: Der Golzheimer Friedhof zu Düsseldorf. Heft 5, Köln 1990, Verzeichnis Frechen Nr. 163; E. Rothkranz, Die Kirchen- und Schulpolitik der Düsseldorfer Regierung in den Jahren 1830-1840. In: Düsseldorfer Jahrbuch 52. Bd. 1966, S. 1-76
Allerseelen, 2.November 2017 Inge Zacher